
» Übergewicht - eine komplexe Herausforderung
Bei der Vorsorge und Behandlung von Adipositas spielen viele Faktoren zusammen: eine sensible Kommunikation, passende Angebote sowie die Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit.
Adipositas und Übergewicht sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Laut einer Studie des RKI aus dem Jahr 2020 sind 53,5% der Menschen in Deutschland übergewichtig, Männer sogar mehr als Frauen [1]. Bei Kindern und Jugendlichen sind es 15,4 % [2]. Dies stellt ein großes individuelles und gesellschaftliches Problem dar, weil Übergewicht und Adipositas aus medizinischer Perspektive potenzielle Wegbereiter für zahlreiche Folgeerkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus sind. Zugleich sind Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten in den Familien und gesellschaftlichen Milieus häufig fest verankert, und es fällt nicht leicht, diese zu verändern. Auch ist der Umgang mit und die Behandlung von Übergewicht und Adipositas gesellschaftlich von Tabus und Stigmata geprägt.
Betroffene wünschen sich zunächst Akzeptanz: Im Privaten, Beruflichen wie auch als Patient:innen im Versorgungssystem. Sie benötigen Aufmerksamkeit für ihre Beeinträchtigungen durch Übergewicht und Adipositas sowie integrierte Präventions- bzw. Behandlungspfade.
Da kooperatives Handeln – interdisziplinär, sektoren- und länderübergreifend – ein Hauptansatz unserer Arbeit ist, möchten wir im Themenfeld Adipositas Netzwerkstrukturen entwickeln, die einen Mehrwert für die Betroffenen in Prävention und Versorgung bieten.
Derzeit fokussieren wir uns auf die Sensibilisierung für Adipositas in der Ärzt:innenschaft, in Kommunen, Betrieben, Bildungseinrichtungen und bei Sportanbieter:innen der Region sowie auf das Zusammenwirken von Betroffenen und Anbieter:innen von Präventions- und Versorgungsleistungen.
In der Vergangenheit hat die MRN ein großes Projekt zur frühkindlichen Ernährungsbildung durchgeführt. Aktuell legen wir den Schwerpunkt auf die Förderung von Bewegung, um das Problem Übergewicht und Adipositas über einen weiteren Einflussfaktor anzugehen.
Rückblick: MRN-Projekt Abenteuer Essen
Prävention beginnt am besten im frühen Kindesalter. Deswegen wurde das Projekt „Abenteuer Essen“ unter dem Motto „Frühkindliche Ernährungsbildung in der Metropolregion Rhein-Neckar“ 2014 von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH ins Leben gerufen – unterstützt von einem engagierten Initiator:innen-Team und gefördert von Krankenkassen, Unternehmen und Stiftungen der Region.
Ziel war es Wissen über Essen und Lebensmittel zu vermitteln, die Selbständigkeit der Kinder bei der Auswahl und Lebensmittelzubereitung zu fördern sowie Eltern und pädagogische Fachkräfte zu schulen, um eine möglichst nachhaltige Wirkung zu entfalten.
Durch das Projekt wurden in Kindertagesstätten der Metropolregion 300 pädagogische Fachkräfte zu Beauftragten für Ernährungsbildung qualifiziert, rund 900 Eltern erreicht und mehr als 7.000 Kinder für bewusste Ernährung begeistert.
Die positiven Effekte des Projekts bestätigt auch die wissenschaftliche Begleitstudie, die 2014 im Rahmen des Pilotjahres zusammen mit der SRH Hochschule Heidelberg durchgeführt wurde. So wissen die „Abenteuer Essen“-Kinder deutlich mehr über Lebensmittel, wie z.B. deren Herkunft und Herstellung als Kinder einer Vergleichsgruppe. Zudem greifen die Kinder in der Kita, wie auch zuhause, mehr zu zuckerfreien Getränken. Darüber hinaus sind sie feinmotorisch geschickter, wie etwa beim Brotstreichen, Teigformen oder Karottenschälen.
2019 wurde das Projekt an die SRH Hochschule Heidelberg übergeben [3]. Dort wurde es durch neue Bausteine weiterentwickelt. Aktuell pausiert das Projekt und befindet sich in einer Neugestaltungsphase.
Quellen:
[1] RKI Übergewicht Deutschland
Ihr:e Ansprechpartner:in
